Wohlfühlen am Arbeitsplatz
- 26.05.2014
- Bürowelten
Das Arbeitsumfeld kann das körperliche, kognitive und emotionale Wohlbefinden der Angestellten positiv oder negativ beeinflussen. Und dies wiederum hat unmittelbaren Einfluss auf die Produktivität der Mitarbeiter. Steelcase führte die Studie in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut IPSOS durch: Rund 41 Prozent aller Befragten geben an, dass sie mit ihrer Arbeitsumgebung unzufrieden sind. Als Gründe hierfür nennen sie unter anderem einen hohen Geräuschpegel im Großraumbüro, der Stress verursacht, sowie fehlende Bereiche für konzentriertes Arbeiten. 40 Prozent aller Befragten sagen zudem, dass ihr Unternehmen kein guter Platz zum Arbeiten ist und nicht zu ihrem Lifestyle passt. Von allen Befragten arbeiten 79 Prozent noch an festen Arbeitsplätzen und nur 36 Prozent haben die Möglichkeit mit mobilen Geräten zu arbeiten. Aus der Studie geht jedoch auch klar hervor: Mehr Freiheiten, die eigene Arbeitsumgebung zu wählen, zu gestalten und zu kontrollieren, erhöhen die Zufriedenheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter signifikant.
Die drei verschiedenen Büroformen sind weltweit unterschiedlich verbreitet: insgesamt arbeiten 25 Prozent der Befragten im „Open Space“-Büro, 41 Prozent in einer Kombination aus Einzel- und „Open Space“-Büros und 34 Prozent in Einzelbüros, Deutschland liegt hier mit 54 Prozent an der Spitze. Wobei die Mehrheit, nämlich 79 Prozent, an einem Desktop-Computer sitzt. Steelcase bezeichnet das Phänomen des mobilen Arbeitens als Mythos: „Nur 39 Prozent der Arbeitnehmer haben die Möglichkeit mindestens einen Tag der Woche an alternativen Arbeitsorten zu arbeiten.“ Das Arbeiten im Open Space scheint nicht glücklich zu machen, während im Allgemeinen 35 Prozent ihren Arbeitsplatz als anstrengend empfinden, steigt die Zahl auf 45 Prozent an, wenn im Open Space gearbeitet wird und es keinen persönlich zugewiesenen Arbeitsplatz gibt.
Wer seine Arbeitsumgebung als positiv bewertet, ist engagierter – das ist ein weiteres wichtiges Resultat der Studie. Menschen arbeiten dann am kreativsten und produktivsten, wenn sie sich wohlfühlen. Das heißt für Unternehmen: Die Förderung des Wohlbefindens ihrer Mitarbeiter liegt im geschäftlichen Interesse, da sie so in ihre Zukunftsfähigkeit und Resilienz investieren.
„In westlichen Kulturen werden Körper, Geist und Umgebung als getrennte Einheiten gesehen, aber wissenschaftliche Ergebnisse zeigen mehr und mehr, dass diese eng miteinander verbunden sind. Wohlbefinden umfasst daher weit mehr als nur die körperliche Gesundheit, sondern muss ganzheitlich verstanden werden“, sagt Beatriz Arantes, Psychologin und Forscherin des „Steelcase WorkSpace Futures Team“ in Paris und spezialisiert auf die psychologischen Hintergründe menschlicher Emotionen. „Als Ergebnis unserer Forschungsarbeiten definieren wir Wohlbefinden als physisches und psychisches Wohlbefinden in Zusammenspiel mit einem förderlichen Umfeld.“ Steelcase WorkSpace Futures ist das unternehmenseigene Kompetenz- und Forschungszentrum und spezialisiert auf soziologische und demografische Untersuchungen.
Seit 2004 beschäftigt sich eine multidisziplinäre Forschergruppe mit Spezialisten aus den Bereichen Architektur, Industriedesign, Innenarchitektur, Nutzerdesign, Maschinenbau und Elektrotechnik, Physik, Ergonomie, Wirtschaft und Marketing – das „Steelcase WorkSpace Futures Team“ – mit aktuellen Herausforderungen, die Arbeit, Arbeitnehmer und Arbeitsplätze betreffen. Zu ihren Aktivitäten gehört Design auf empirischer Grundlage, angewandte Forschung und die Herstellung experimenteller Prototypen.
Der vernetzte Arbeitsplatz
Die Studie von Steelcase zeigt, dass eine optimale Arbeitsplatzgestaltung das Wohlbefinden der Mitarbeiter und somit ihre Produktivität fördert. Steelcase hat drei Prinzipien identifiziert, die eine ideale Arbeitsumgebung ausmachen:
Eine Vielzahl von Räumen: Ein Ökosystem aus miteinander verknüpften Bereichen, die verschiedene Arbeitsweisen unterstützen und aus denen der Nutzer frei wählen kann.
Eine Vielzahl von Arbeitsstilen: Eine Auswahl an Arbeitsplatzlösungen, die Menschen dazu animieren, zu sitzen, zu stehen und sich zu bewegen, indem sie die Arbeit mit verschiedenen Technologien unterstützen.
Eine Vielzahl von Präsenzen: Unterstützung verschiedener physischer oder virtueller Präsenzformen an Arbeitsplätzen, beispielsweise durch Videokonferenz-Systeme, die die Interaktion mit anderen Menschen fördern.
„Unternehmen haben auf den Wandel der Arbeitswelt in den letzten Jahren reagiert und sich und ihre Arbeitsumgebungen entsprechend angepasst: Es gibt Open Space und Desksharing statt Einzelbüros, flexible Arbeitsmodelle und ergonomische Möbel“, so Beatriz Arantes. „Unsere Studie zeigt, dass es jetzt Zeit für den nächsten Schritt ist. Patchwork-Arbeiten ist gefragt: Wer sich für jede Aufgabe die richtige Arbeitsumgebung und den richtigen Arbeitsstil aussuchen kann, ist zufriedener, motivierter und produktiver. Das wird in Zukunft ein wichtiger Faktor für die Innovationskraft von Unternehmen sein.