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Jan Wolf, Commercial Director, Antalis: „Solange die genannten Faktoren sich nicht ändern, ist keine Entspannung in Sicht.“
Jan Wolf, Commercial Director, Antalis: „Solange die genannten Faktoren sich nicht ändern, ist keine Entspannung in Sicht.“

Hintergrund: Die Lage auf dem Papiermarkt verstehen

Der Papiermarkt mit seinen volatilen Preisen ist für viele kaum noch zu verstehen. Wir sprachen mit Jan Wolf, Commercial Director beim Großhändler für Papier, Verpackungen und visuelle Kommunikation, Antalis, über Hintergründe, Einflussfaktoren und Zusammenhänge.

Herr Wolf, Lieferketten-Engpässe und die Folgen der Coronakrise haben 2021 zu steigenden Preisen auf dem Papiermarkt geführt. Warum war das so und welche Bedeutung hat das für die verschiedenen Sorten von Büropapieren?
Die Lage auf dem deutschen und europäischen Papiermarkt kann nicht losgelöst von globalen Entwicklungen betrachtet werden. Da ist zunächst der Umstand, dass die Papierimporte nach Europa drastisch zurückgegangen sind und gleichzeitig die Nachfrage nach Papier in Nordamerika und in Asien wächst. Gerade China setzt mittlerweile praktisch voll auf Frischfaser, was einen enormen Nachfrageschub für Zellstoff bedeutet. In Kombination mit den drastisch vervielfachten Transportkosten stiegen diese Preise exorbitant. So hat der Zellstoffpreis im 4. Quartal 2021 im Vergleich zu 2020 um 60 Prozent zugelegt. Der Ukrainekrieg verschärft die Kostenentwicklung. Seine Auswirkungen können wir Stand heute noch nicht abschätzen. Solange sich die genannten Faktoren nicht ändern, ist keine Entspannung in Sicht.

Welche Rolle spielt die aktuelle Situation der Papierproduzenten im Markt?
Die Tatsache, dass viele Papierhersteller in der Vergangenheit gezwungen waren, wegen der fallenden Nachfrage ihre Produktionskapazitäten zu reduzieren oder auf andere Produkte umzustellen, macht die Lage auf dem Papiermarkt nicht einfacher. Insofern spielt die aktuelle Situation der Papierproduzenten die Rolle eines Katalysators – er beschleunigt die Marktdynamik. Das veranschaulichen auch folgende Zahlen: Nach unseren Berechnungen fehlen seit Beginn der Coronakrise in Europa circa eine Million und in Nordamerika gut 1,2 Millionen Tonnen an Kapazitäten für ungestrichene Papierprodukte, in Asien sind es eine weitere knappe Million Tonnen.

Gibt es derzeit tatsächlich noch einen Mangel an Altpapier für die Herstellung grafischer Recyclingpapiere?
Hier müssen wir die Entwicklung abwarten. Die Preise für Altpapier befinden sich weiterhin auf einem hohen Niveau, wir erwarten noch keine Entspannung. Nach wie vor verzeichnet die Branche einen Mangel an hochwertigen, recycelbaren Abfällen, weshalb die Produktionskette unter Spannung gerät.

Ein Blick in die Online-Shops der Händler zeigt, dass Büropapier ausreichend verfügbar scheint – ein Ries Standardpapier gibt es aktuell für unter 3 Euro. Stimmt der Eindruck über die Verfügbarkeit, wie wird sich die Preisspirale entwickeln und wie ist die aktuelle Nachfragesituation?
Diese Preise zeigen vor allem, dass die Entwicklung teilweise zeitversetzt im Markt ankommt. Viele Marktteilnehmer glaubten vor nicht allzu langer Zeit noch an ein Strohfeuer und eine schnelle Regulierung. Das hat sich nicht bewahrheitet – im Gegenteil. In den letzten Wochen wurde die Situation immer wieder durch neue und noch kurzfristigere Preiserhöhungsankündigungen befeuert. Man darf sich nicht täuschen lassen: Verfügbarkeitsengpässe betreffen grundsätzlich alle Händler.

Abseits der Digitalisierung: Ist das klassische Papier aus Zellstoff ein Rohstoff mit Zukunft? Oder werden alternative Materialien hier in die Bresche springen?
Die Papierindustrie ist derzeit noch auf die Bereitstellung von Zellstoff aus pflanzlichen Fasern – auch recycelten – angewiesen, ob von Bäumen oder anderen Pflanzen. Hier spielen der relativ hohe Zellstoffanteil, gute technische Eigenschaften und die – bisher zumindest – kostengünstige Verfügbarkeit eine mitentscheidende Rolle. Alternativen stammen derzeit zum Beispiel aus Gräsern, Steinmehl, Zuckerrohr, Bambus oder Baumwolle. Sie lassen sich jedoch in der Papierherstellung noch nicht wirklich rentabel nutzen. Ein nicht zu vernachlässigender Punkt bei dem Einsatz von Alternativen ist die Recyclingfähigkeit. Sie ist vielfach noch nicht durchgehend erforscht. Bei Antalis arbeiten wir hier eng mit unseren Lieferanten zusammen und unterstützen neue Entwicklungen.

Im Großhandelsumfeld hat es eine Konzentration gegeben – welche Auswirkungen erkennen und erwarten Sie dadurch in der Branche? Ist das für Antalis ein Ansporn?
Der Großhandelsmarkt hat sich stark verändert in den vergangenen Jahren. An Spekulationen über weitere mögliche Veränderungen werden wir uns nicht beteiligen. Kein Marktteilnehmer kann nur mit standardisierten Office-Artikeln profitabel wirtschaften. Für Antalis bedeutet das, den Kunden weiterhin attraktive Angebote im Standardbereich und kreative Lösungen für neue Anwendungen zu bieten. Auch die Frage nach der Nachhaltigkeit von Medien wird eine immer wichtigere Rolle spielen. Hier sind wir mit unseren nachhaltigen Papieren sehr gut aufgestellt.

Welche Bedeutung hat für Antalis der Bereich Büropapiere?
Büropapiere sind und bleiben eine wichtige Säule für Antalis. Schwerpunkte sind nachhaltig produzierte Artikel wie zum Beispiel unsere Recyclingpapiere. Unsere Strategie, mit starken Marken wie Xerox, Image, Pioneer oder Data Copy – das erste Büropapier, das der Initiative „1% for the Planet“ beigetreten ist – unsere Partner zu stärken, bleibt unverändert.

www.antalis.com

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